10 Juli 2006

Nach der WM?

Die alles entscheidende Frage für 80% der Männer in Deutschland: Gibt es ein Leben nach der WM? Was tun mit den fußballlosen Abenden? Und über was diskutiert man nun während des Kneipenganges? Zumindest eine dieser Fragen könnte ich ihnen beantworten, in der Kneipe würde der Hintern der neuen Kellnerin schon für genug Gesprächsstoff sorgen. Nur was war mit den fußballlosen Abenden? Für viele eine Katastrophe! Würden nun all die Flaggen, Fahnen und Wimpel die unsere Straßen geschmückt hatten einfach verschwinden und die grauen Hauswände zurücklassen? Wahrscheinlich schon, was vielleicht ein Trost für die Menschen ist, die im Fahnenschwingen der Deutschen den Wiederaufstieg des Nationalsozialismus gesehen hatten. Der Fußball der uns nun wochenlang durch Fernsehen, Werbung und sogar durch den Supermarkt begleitet hatte wird nun wohl so schnell wieder verschwinden wie er aufgetaucht war. Viele werden es wohl mit Entsetzen bemerken dass Nutella wieder mit einem nur-weißen Deckel verschlossen wird und die McDonalds Schlümpfe wieder Seil springen statt auf dem Rasen zu tanzen. Wird es nicht komisch sein wenn uns nicht mehr jeden Tag Lehmann, Poldi oder Schweini schon in der Morgenzeitung entgegeblicken? Hier zeigt sich doch wieder die Komplexität unserer Männer! Haben wir sie je so emotional erlebt wie beim Fußball? Wie kann es sein dass ein Mann der eine Wurzelbehandlung ohne Wimpernschlag übersteht sich durch drei Pakete Taschentücher weint weil er gehört hatte dass Frings gesperrt würde. Wo nimmt ein sonst Schwerkranker die Kraft her 90 Minuten vor einer Leinwand herumzuspringen? Der Fußball ließ Männer immer schon zu uns unbekannten Wesen mutieren aber es war bisher ein Zustand gewesen der sich spätestens eine halbe Stunde nach dem Spiel gelegt hatte. Ein Zustand, an ein Mittelding aus Affe und Kleinkind erinnernd, auf den frau sich verlassen konnte, bisher! Seit die WM in Deutschland ist wurden allerdings alle natürlichen Gesetzmäßigkeiten über den Haufen geworfen und dieses Wesen begleitet uns nicht nur während der Spiele sondern immer und überall! So ist es wohl wenig verwunderlich wenn so manche Frau dem heutigen Tag mit der gleichen Begeisterung entgegesah wie die Herren der Schöpfung dem gestrigen.

Aber mal ehrlich! Trotz (vielleicht auch wegen?) der beunruhigenden Veränderungen in unser aller Alltagsleben haben auch wir uns ein wenig vom Fußballfieber mitreißen lassen und haben herdenweise vor dem Fernseher gesessen, oder sogar mit Stadion mitgejubelt.

Es ist vielleicht gut, dass es vorbei ist und wieder alles seinen gewohnten Gang bekommt aber auch mir werden die schwarz-rot-goldenen Straßen fehlen...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, die WM ist vorbei, keine grölenden Halbaffen mehr in den Straßen, keine einfallsreichen Lieder mehr, die aus sprachlich hochwertigen Parolen wie "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!" bestehen, keine Franzosen, die als Europas bester Spieler gefeiert werden würden, wenn sie nicht in den letzten Minuten ihres aller letzten Spiels zum Büffel mutieren würden, um einen feindlich gesinnten Spieler auf die Hörner zu nehmen. Ich meine, wer wird sie nicht vermissen, bierbäuchige Männer, die in den Farben Schwarz, Rot und Gold bemalt und mit einer Rostwurst und einer Bierflasche bewaffnet durch die Straßen torkeln und oben erwähnte kulturell hochwertige Lieder grölen, während sie Hosen tragen, deren Kürze manche 17 jährige vor Neid erblassen liese und ein T-Shirt, auf dem man anhand der Flecken zählen kann, wieviele Biere schon in dem enormen Wanst verschwunden sind, der selbiges Shirt fast zur Explosion bringt, während er versucht sich auf die volle Größe auszudehnen.
Wer wird sie nicht vermissen, die Schlägereien in Schule, Bar oder zu Hause vor dem Fernseher, weil einer der bereits erwähnten Ur-Menschen dem andern im übertragenen Sinne auf die Füße getreten ist, weil er einen der hochbezahlten Primaten, die auf dem Rasen einem ledernen "Symbol der Männlichkeit" hinterherjapsen, als scheiße bezeichnet hat.
Und vor allem wird man neben den Kommentaren des "Kaisers", der sich fragt, ob den heut scho Wm is, die Debatte vermissen, ob man das Hissen der deutschen Fahne im Garten als aufkeimenden Nationalsozialismus deuten kann. Das Hissen der Bundesfahne, von den Politikern heiß debattiert, ist sicherlich ein ganz eindeutiges Zeichen dafür, das jeder, der die zur NS Zeit VERBOTENE (da zur SPD gehörige) Fahne hisst, ein verkappter Nazi ist, der nur darauf wartet mit Hitlerkrus nackt durchs Stadion zu flitzen.
Doch abgesehen, von diesen wichtigen Dingen, wird man auch die lustigen Abende in der Gesellschaft von Freunden, das Mitfiebern mit der Nationalmannschaft und die Feststellung der verblüffenden Tatsache, das es in Deutschland noch so etwas wie Zusammengehörigkeitsgefühl gibt vermissen.
In der Vorfreude auf die nächste WM
und mit großem Lob an den Artikel von Tammy
so long...good fight good night
Alucard

Tammy hat gesagt…

vielleicht sollte ich Kommentar und Post austauschen?
Deins gefällt mir besser :P